25. Oktober 2023

Nicks Kinoperlen im November

Nick Jansen
Geschäftsführung

Der November ist bekanntlich einer der filmstärksten Kinomonate des Jahres. Draußen wird es kalt und schneller dunkel und es stehen keine Feiertage an. Die Bedingungen sind daher optimal um viel ins Kino gehen zu können. Ich möchte euch daher fünf Filme vorstellen, die sich meiner Meinung nach lohnen auf die Watchlist zu setzen. Die fünf Filme sind "Anatomie eines Falls", "Joyland", "The Quiet Girl", "The Old Oak" und "Auf dem Weg".

Anatomie eines Falls

Sandra Hüller in Anatomie eines Falls

Anatomie eines Falls war im Mai der große Gewinner bei den Filmfestspielen in Cannes. Mit großen Abstand ging die goldene Palme an an die französische Regisseurin Justine Triet und ihr Gerichtsdrama. Sandra Hüller die zusätzlich für "Zone of Interest" als beste Hauptdarstellerin gekührt worden ist, war international die Frau der Stunde.

Worum geht es?

Sandra (Sandra Hüller), eine deutsche Schriftstellerin, ihr französischer Ehemann Samuel (Samuel Theis) und ihr Sohn Daniel (Milo Graner) leben in einem kleinen Ort in den französischen Alpen. An einem strahlenden Tag wird Samuel am Fuße ihres Chalets tot im Schnee gefunden.

War es Mord? Selbstmord? Oder doch nur ein tragischer Unfall? Der Polizei erscheint Samuels plötzlicher Tod verdächtig, und Sandra wird zur Hauptverdächtigen. Es folgt ein aufreibender Indizienprozess, der nach und nach nicht nur die Umstände von Samuels Tod, sondern auch Sandras und Samuels lebhafte Beziehung im Detail seziert.

Der Film reibt einen auf und lässt einen vor Spannung auf dem Sitz hin und her rutschen.

"Anatomie eines Falls" startet bei uns am 02.11. im Elbe Filmtheater, Koralle Kino und Studio Kino

Joyland

Joyland ist eins der besten Debütfilme des Jahres. Inziniert vom pakistanischen Regisseur Saim Sadiq wurde der Film promt als pakistanischer Oscar-Kandidat eingereicht. Die queere Liebesgeschichte begeistert die internationale Presse und Publika.

Worum geht es?

Haider, ein Tagträumer, ist der jüngste Sohn einer konservativen pakistanischen Großfamilie. Während seine zielstrebige Frau Mumtaz als Kosmetikerin Geld verdient, kümmert er sich um seine Nichten und pflegt seinen Vater – doch ohne Einkommen und ohne Nachwuchs entspricht Haider in keinster Weise den Vorstellungen seiner Familie.

Als er eines Tages unverhofft doch zu einem Job kommt, ändert sich Haiders Leben schlagartig: Heimlich tritt er nachts als Background-Tänzer in der Show der charismatischen transsexuellen Tänzerin Biba auf. Aus anfänglicher Faszination entwickeln sich schnell tiefere Gefühle und Haider gerät in ein moralisches Dilemma – denn seine Familie erwartet sehnsüchtig einen Enkel von ihm, während er von seiner Freiheit träumt…

Der Film beschäftigt sich mit der Trans-Sexualität in Pakistan und wie sehr die frühere weltoffene Gesellschaft durch die Kolonialisierung beschnitten wurde.

"Joyland" läuft ab dem 09.11. im Studio Kino.

The Quiet Girl

Catherine Clinch ist the Quiet Girl.

Catherine Clinch ist wohl eine der schauspielerischen Entdeckungen des Jahres. Kaum ein Wort sprechend, wächst Catherine Clinch Rolle "Cait" durch Mimik und Körpersprache ans Herz wie kaum eine andere Figur in diesem Jahr.

Worum geht es?

Am Ende des Frühjahrs 1981 wird die 9-jährige Cáit zu entfernten Verwandten aufs Land gebracht. Das schweigsame Mädchen soll hier den Sommer verbringen, ohne ihrem Elternhaus zur Last zu fallen. Nur mit den Kleidern, die sie auf dem Leib trägt, zieht sie in das gepflegte Landhaus ein, zu dem eine Allee mit üppig-grünen Bäumen führt. Wann und ob sie wieder nach Hause zurückkehren wird, weiß sie nicht.

Die Kinsellas sind hart arbeitende Farmer, die es zu bescheidendem Wohlstand gebracht haben. Eibhlín kümmert sich behutsam und liebevoll um Cáit, gibt ihr Geborgenheit und Nähe. Zu Seán, dem Mann im Haus, ist das Verhältnis distanziert, bis auch er sich von dem Mädchen bei der Arbeit mit den Tieren helfen lässt und sich dem ruhigen Kind langsam öffnet. In der Obhut der Kinsellas blüht Cáit langsam auf und entdeckt ein ganz neues Leben.

Das Drama war der erste irische Film der jemals für einen Oscar (2023) nominiert war.

Ab dem. 16.11. im Koralle Kino und Studio Kino, danach auch im Elbe Filmtheater, Blankeneser Kino und Astra Filmtheater.

The Old Oak

The Old Oak von Len Loach

Ken Loach ist zurück und auch diesmal dreht es sich wieder um ein aktuelles soziales und politisches Problem in Großbritannien. Allerdings im Vergleich zu vielen seiner früheren Filme ist "The Old Oak" wohl der zugänglichste Film. Das Thema ist wesentlich internationaler und greifbarer. Die Figuren wachsen einem schneller ans Herz.

Worum geht es?

Das The Old Oak ist ein besonderer Ort: letzte Bastion gegen den seit 30 Jahren fortschreitenden Verfall eines einst florierenden Grubendorfes im Nordosten Englands und Sammelpunkt der sich vom „System“ verraten fühlenden Gemeinschaft ehemaliger Mienenarbeiter.

Wirt TJ Ballantyne kann den Pub gerade so am Laufen, sich selbst dabei aber kaum über Wasser halten. Nicht einfacher wird die Lage durch die kritisch beäugte Ankunft syrischer Flüchtlinge, die in den zahlreichen leerstehenden Häusern des Dorfes untergebracht werden.

Trotz der vielen Anfeindungen entwickelt sich zwischen der jungen Syrerin Yara und dem Kneipenbesitzer eine Art Freundschaft und gemeinsam versuchen sie, das The Old Oak als Treffpunkt für beide Gemeinschaften zu etablieren.

Das Migrationsthema ist wohl kaum aktueller als in dieser Zeit...

Ab dem 23.11. im Studio Kino und Koralle Kino. In den drauffolgenden Wochen auch in den anderen Kinos.

Auf dem Weg

Jean Dujardin in "Auf dem Weg"

Oscarpreisträger Jean Dujardin (THE ARTIST, INTRIGE) erfindet sich in der Rolle eines verwöhnten Schriftstellers neu. Frei nach der Lebensgeschichte und dem darauf basierenden Bestseller „Auf versunkenen Wegen“ des französischen Autors Sylvain Tesson (Der Schneeleopard, Weiß), besticht er als komplexer Charakterdarsteller vor den majestätischen Landschaften Frankreichs.

Worum geht es?

Nach einer wilden Partynacht stürzt der Schriftsteller und Abenteurer Pierre (Jean Dujardin) betrunken von einem Balkon und verletzt sich dabei schwer. Kaum aus dem Koma erwacht, beschließt er, gegen den Rat seiner Ärzte und Familie, Frankreich zu Fuß zu durchqueren.

Pierres Reise beginnt im Süden in der Provence. Durch unberührte Natur und auf verborgenen Pfaden wandert er 1.300 km bis an die Küste der Normandie. Auf dem langen Weg macht er Zufallsbekanntschaften, wandert einen Teil des Weges mit seinem besten Freund Arnaud (Jonathan Zaccaï) oder seiner jüngeren Schwester Céline (Izïa Higelin).

Schritt für Schritt findet er durch die Auseinandersetzung mit der Natur, seinem Körper und seinen Begegnungen den Weg zu sich selbst.

Artenberaubende Bilder treffen auf einen großartigen Schauspieler

"Auf dem Weg" läuft ab dem 30.11. im Blankeneser Kino und Koralle Kino.

Ich hoffe ich konnte euch für den ein oder anderen Film begeistern. Vielleicht sogar gleich für alle fünf.

Ich freue mich in jedem Fall auf den November.

Meine Dezember-Tipps folgen Ende November.

Bis dahin,

Euer

Nick